ich bin neu hier, weil ich erst seit diesem Jahr Tomaten anpflanze, bin also noch kompletter Neuling und hoffe, ihr verzeiht mir etwaige Fehlerchen (in Anbau und Forum ).
Ich habe ein Problem mit meinen schönen Pflanzen: Sie wachsen gut, aber fast schon zu gut. Sie schießen regelrecht in die Höhe, haben jedoch noch keine Blüten und sind auch total dünn (max. 1cm Durchmesser am dicksten Teil des Stamms).
Ich habe die Pflanzen noch wirklich ganz klein bekommen, von einer Freundin, die sie selbst aus Tomaten gezogen hat. Sie hat selbst welche behalten und ihre (einzige noch übrig gebliebene, nicht vom Vogel geklaute) Pflanze sieht völlig anders aus als meine! Ihre ist zwar gar nicht hoch (10cm maximal), dafür aber schön dick und dunkelgrün und hat bereits einige Blüten. Ihre Pflanze hat viel weniger Platz im Topf als meine... Eigentlich dachte ich, mache ich formal alles richtiger als sie, aber irgendwie hat sie dann doch mehr Erfolg.
Habt ihr Tipps, wie ich meine Pflanzen dazu bekomme, dicker zu werden und Blüten auszutreiben? Das wäre so schön, ich würde mich echt freuen!!
Anbei noch ein Bild meiner Pflanzen
Vielen Dank schonmal für eure Hilfe!!
Beste Grüße, annie93
Die Tomaten stehen in Tomatenerde, frisch gekauft vorm Umsetzen beim Baumarkt. Sind zwei verschiedene Erden, aber beides extra für Tomaten, sollte also keinen Unterschied machen. Gedüngt habe ich sie beim Eintopfen, vor ca. 6 Wochen, und gestern nochmal. Das erste Mal habe ich pro Topf 3 Stäbchen benutzt, jetzt Tomaten- und Gemüsedünger mit Schurwolle, ca. 3 EL pro Topf.
Sie stehen auf Ostseite auf dem Balkon, bekommen also morgens ganz gut Sonne (ich schätze mal so 2-3 Stunden) und stehen mittags und abends schattig.
Dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich sie, nachdem ich sie so klein bekommen hatte, noch im Kasten bei mir am Fenster stehen hatte, das lag Südseite, da hatten sie super viel Sonne. Allerdings sind sie ja da schon auch dünn gewachsen...
Ich hoffe, ihr könnt mir jetzt vielleicht helfen Vielen Dank schonmal!
2-3 Stunden Sonne sind auf jeden Fall wenig für Tomaten.
Aber das größere Problem ist der Nährstoffmangel.
Tomaten sind Starkzehrer.
3 Stäbchen in einem Topf dieser Größe wären schon für eine normale Zimmerpflanze zu wenig.
Für eine Tomate ist das dreimal nichts.
Die Erde geht als Basis, aber da hättest Du schon beim Pflanzen ordentlich dazu düngen sollen.
Die Futter-Not haben sie Dir schon durch das dünne Wachstum im Balkonkasten deutlich angezeigt.
Was für ein NPK-Verhältnis hat der Dünger, den Du gestern benutzt hast und was ist das für einer? NPK-Verhältnis steht auf der Packung.
Mit Schurwolle klingt nach einem organischen Dünger.
Grundsätzlich nicht verkehrt, aber ein rein organischer Dünger hilft deiner Pflanze jetzt nicht schnell genug. Wir haben Ende Juni und Du willst dieses Jahr noch was ernten.
Organischer Dünger braucht eine Weile (je nach Temps etc. ein paar Wochen) ehe er von den Bodenorganismen so umgebaut wurde, dass die Pflanze die Nährstoffe überhaupt aufnehmen kann. Deshalb macht man ihn normalerweise bei der Pflanzung in den Kübel, so dass er schon mal umgebaut werden kann, ehe die Pflanze groß geworden ist und entsprechend mehr Nahrung für den Blütenansatz und die Fruchtbildung braucht.
Welches NPK-Verhältnis haben deine Düngestäbchen? Wie viele davon hast Du noch?
Ich würde zu einem Bastelversuch raten:
Besorge Dir für jede Pflanze einen billigen 10 Liter Putzeimer (im Euroshop oder so) bzw. so einen Blumenkübel in dem beim Discounter die Schnittblumen stehen (wenn man freundlich fragt, darf man die oft mitnehmen) oder einen Ketchupeimer oder oder oder.
Am Eimer/Blumenkübel säbelst Du unten fast den ganzen Boden raus, nur so ca. 2 cm Rand aus Stabilitätsgründen stehen lassen.
Nun versuche diesen Eimer von oben über die Pflanze zu fädeln (lass Dir helfen, jemand muss die Blätter nach oben halten, damit sie nicht abbrechen, wenn der Eimer vorbei kommt).
Ziel ist es, dass der bodenlose Eimer anschließend auf dem Blumentopf steht, so als hättest du zwei Töpfe aufeinander gestellt.
(Der bodenlose Eimer muss deshalb paar Zentimeter kleiner sein als der Topf, damit er in diesen rein passt).
Fixiere den Eimer in bissl in dem unteren Topf, indem Du links und rechts innen (möglichst nah am Eimerrand) ein Stöckchen steckst, das höher ist als Topf und Eimer zusammen. So kann der Eimer nicht einfach so vom Topf kippen.
Entferne alle Blätter, die sich innerhalb des Eimers befinden!
Nun fülle den Eimer mit Blumenerde in die Du möglichst reichlich von den Düngestäbchen gekrümmelt hast und gut durchmischst. (Lass uns aber vorher hier noch abklären, ob deine Düngestäbchen überhaupt die richtige Zusammensetzung haben)
Dann gut wässern.
Die Idee dahinter ist Folgende:
1. Deine Pflanzen brauchen jetzt schnell verfügbare Nahrung
Dafür sind mineralische Dünger (z. B. deine Düngestäbchen) besser geeignet als ein organischer Dünger. (Zusätzlich organischer Dünger ist nicht verkehrt, den können sie dann die nächsten Wochen mampfen. )
2. Deine Pflanzen müssen schnell stabiler werden, denn mit dem Stiel können sie Früchte überhaupt nicht tragen.
Indem deine Pflanzen tiefer in die Erde eingegraben werden, können sie am verbuddelten Stiel weitere Wurzeln bilden.
Mehr Wurzeln = mehr Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme auf einmal.
Das sollte helfen, dass sie schnell stabiler werden.
Grundsätzlich müssen wir deine Dünger betrachten, um festzulegen, was Du dann wann evtl. noch zudüngen musst, im Laufe der Saison.
Nun ist aber erst mal Soforthilfe angesagt.
22.06.17, 17:02 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.06.17, 17:08 von Annie93.)
Hi,
schonmal vielen Dank für diese ausführliche Antwort und die Idee!
Zuerst zu meinen Dügestäbchen: ich habe so gedüngt, wie es auf der Verpackung stand (3 Stäbchen pro Topf mit 12cm Durchmesser; hab die Töpfe nicht gemessen, aber das habe ich geschätzt. bei 15cm wären es nur ein Stäbchen mehr gewesen...). Zudem stand drauf "Frisch umgetopfte Pflanzen erst nach 3 Wochen düngen", das habe ich also auch gemacht. Außerdem steht drauf, alle 3 Monate wiederholen. Dachte schon, ich überdünge die, weil ich ja erst vor ca. 1 Monat mit den Stäbchen gedüngt habe und den andern dann ja auch noch reingehauen habe
Hier mal zu Zusammensetzung: 60%Organische Substanz i.d. TS; 5% N Gesamtstickstoff, 3,4% organisch gebundener Stickstoff; 3% P2O5 Gesamtphosphat; 5% K2O Gesamtkaliumoxid.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist das nicht der richtige Dünger, weil er auch wieder organisch ist und nicht mineralisch, stimmt das?
Und der neuere mit der Schafswolle ist auch organisch, habe nachgeschaut, der ist NPK 6+3+5.
Gibt's Vorschläge für gute mineralische Dünger? Ich kaufe das, was gut aussieht und möglichst Bio ist
Ich schaue am Wochenende mal nach Eimern, die man gut zerschneiden kann. Dann würde ich dieses Experiment gern wagen Habe ich es richtig verstanden, dass ich Blumen- statt Tomatenerde nehmen soll? Hab Tomaten- und Kräuter- und Anzuchterde noch da, geht auch eine davon oder soll ich Blumenerde holen?
Ich würde die Bastelstunde anders bewerkstelligen.
20l Kübel zum Umtopfen parat halten .
Die derzeitigen Pflanzkübel flach auf den Boden legen, und mit einer Gartenschere die Böden der Pflanzkübel entfernen.
Pflanze wieder aufrichten, eine Hand unter dem offenen (Kübel)Boden,anheben + in den 20l Kübel "Umtopfen".
Alten Pflanzkübel nach oben hin-vorsichtig-weg ziehen.. .
ODER:
Alten Pflanzkübel nur zur Hälfte nach oben ziehen, so das er nachher wenigstens zur Hälfte mit im 20l Kübel verbleibt.
Dort lässt sich gut zusätzliche Pflanzerde mit auffüllen + die Pflanze könnte auch dort noch Zusatzwurzeln bilden.
(Würde -so ganz neben bei- mehr Halt für die noch dünne Pflanze bringen..).
Ich finde es aber wichtig, dass unbedingt deutlich mehr Erdhöhe gewonnen wird, damit die Pflanze am eingegrabenen Stil sofort mehr Wurzeln bilden kann.
Eimer mit mehr Volumen sind leider oft nur wenige Zentimeter höher als die kleineren Töpfe, bringen da also nicht viel.
Also auf jeden Fall irgendwie zwei Pötte aufeinander.
(22.06.17, 17:02)Annie93 schrieb: Zuerst zu meinen Dügestäbchen: ich habe so gedüngt, wie es auf der Verpackung stand (3 Stäbchen pro Topf mit 12cm Durchmesser; hab die Töpfe nicht gemessen, aber das habe ich geschätzt. bei 15cm wären es nur ein Stäbchen mehr gewesen...). Zudem stand drauf "Frisch umgetopfte Pflanzen erst nach 3 Wochen düngen", das habe ich also auch gemacht. Außerdem steht drauf, alle 3 Monate wiederholen. Dachte schon, ich überdünge die, weil ich ja erst vor ca. 1 Monat mit den Stäbchen gedüngt habe und den andern dann ja auch noch reingehauen habe
Hier mal zu Zusammensetzung: 60%Organische Substanz i.d. TS; 5% N Gesamtstickstoff, 3,4% organisch gebundener Stickstoff; 3% P2O5 Gesamtphosphat; 5% K2O Gesamtkaliumoxid.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist das nicht der richtige Dünger, weil er auch wieder organisch ist und nicht mineralisch, stimmt das?
Nein, nein, die Düngestäbchen sind schon ein mineralischer Dünger.
Die 60 % Organische Substanz sind nur das Füllmaterial um die Nährstoffe drumrum.
NPK 5-3-5 ist definitiv kein Tomatendünger sondern ein Standardblumendünger/Zimmerpflanzendünger, da ist N und K i. d. R. ausgewogen. D. h. auch die Anleitung war für Blümchen/Zimmerpflanzen gedacht, denn die sind keine Starkzehrer und kommen mit derartig dünn dosierten Düngern klar.
Ein Tomatendünger sollte mehr K als N haben, sonst bilden sich nicht genug Blüten + Früchte.
(22.06.17, 17:02)Annie93 schrieb: Und der neuere mit der Schafswolle ist auch organisch, habe nachgeschaut, der ist NPK 6+3+5.
Der wäre noch ungeeigneter, weil hier sogar noch mehr N als K vorliegt.
N sorgt für Blätter, die kann mensch aber nicht essen. K ist das Wichtige für jedes Fruchtgemüse.
(22.06.17, 17:02)Annie93 schrieb: Gibt's Vorschläge für gute mineralische Dünger? Ich kaufe das, was gut aussieht und möglichst Bio ist
Auf die Gefahr hin erschlagen zu werden: Bio im Zusammenhang mit mineralischem Dünger ist Verarsche. Das geht nicht.
Bio können nur Dinge sein auf die wir bei der Aufzucht irgendwie Einfluss nehmen können.
Also alle organischen Düngerbestandteile
von Pflanzen (z. B. Kokosschalen aus pestizidfreier Produktion, Pflanzenjauchen, Kompost aus pestizidfreien Abfällen) oder
von Tieren (Mist/Hornspäne/Schafwolle/Knochenmehl von Tieren, die ohne Antibiotika großgezogen wurden und kein pestizidhaltiges Futter gefressen haben).
Mineralische Dünger sind genau das, was der Name sagt: Mineralien.
Aus der Erde gekratzt, im Bergbau gewonnen, chemisch extrahiert ... wie auch immer ... jedenfalls nicht von uns großgezogen, sondern über paar Millionen Jahre von Mutter Erde produziert. Inwieweit da "Verschmutzungen" oder "Kontaminationen" entstanden, liegt außerhalb unseres Einflussbereiches und die lassen sich i. d. R. auch nicht nachträglich von den Mineralien trennen um sie "Bio" zu machen.
Wichtig beim Kauf des mineralischen Düngers ist das NPK-Verhältnis. Es muss nicht mal Tomate drauf stehen. Es gibt jede Menge stinknormale Dünger die mehr K als N enthalten und dann billiger sind als Spezialtomatendünger. Man muss Bayer & Co das Geld ja nicht in den Rachen werfen.
Geh in den Gartenmarkt und schau auf die Packungsrückseiten.
Lass Dich nicht irritieren davon, dass da zwei verschiedene N-Werte stehen, so wie Du sie auch oben abgeschrieben hast. Dich interessiert nur der Gesamtstickstoffwert. (Der zweite Wert gibt nur an welche Mengen an langsam verfügbaren Stickstoff enthalten sind.)
Du kannst
- einen Flüssigdünger (bei vielen Pflanzen aber recht teuer)
- ein Nährsalz, das im Gießwasser gelöst wird (Hakaphos, Kristalon etc., kannst Du auch in Winzpackungen im Internet bestellen)
- einen Streudünger, der in die Erde eingearbeitet wird (so lange nicht "organisch-mineralisch" auf der Packung steht)
verwenden.
Von Langzeitdüngern würde ich für die akute Situation abraten, weil es je nach Sorte zu lange dauert, bis die erste Nährstoffladung verfügbar ist. Die Umsetzung von Langzeitdüngern schwankt sehr abhängig von Feuchtigkeit und Temperatur.
Eigentlich brauchst Du ja auch keine groooooßen Mengen Dünger zu kaufen, denn Du brauchst nur für jetzt gleich etwas schnell wirkendes. Für längerfristig hast Du ja den organischen Dünger in den Boden eingearbeitet. Der ist ja nicht verloren. Der wird ja auch irgendwann gefuttert.
(22.06.17, 17:02)Annie93 schrieb: Ich schaue am Wochenende mal nach Eimern, die man gut zerschneiden kann. Dann würde ich dieses Experiment gern wagen Habe ich es richtig verstanden, dass ich Blumen- statt Tomatenerde nehmen soll? Hab Tomaten- und Kräuter- und Anzuchterde noch da, geht auch eine davon oder soll ich Blumenerde holen?
Danke nochmal für die Tipps! Ich bin gespannt!!
Du brauchst einfach nur irgendein Plastikgefäß, dass groß genug ist und sich zersäbeln lässt.
Aber vorsichtig sein, mit Teppichbodenmesser etc. Da rutscht man verdammt leicht ab. Wäre schade um die Finger.
Ich bohre deshalb ein Loch in den Boden, "fädele" dort eine stabile große Schere/Zange ein und schneide mit der dann den Boden rundum ab. Wird nicht perfekt schön wunderbar, aber Hauptsache ein großes Loch.
Nein, nein, Blumenerde ist nur "mein" Oberbegriff für jede beliebige gekaufte Erde. Du kannst die Tomatenerde nehmen.
Nur nicht die Anzuchterde, denn die ist absichtlich nährstoffarm, das wäre gerade verkehrt.
toll, ich habe jetzt einen Plan :
Ich schaue morgen mal in den Baumarkt, gucke nach mineralischen Düngern (danke für die Erklärungen, das ist hilfreich), egal, welche Größe (hab ja noch andere Pflanzen und meine Mutter und Schwester haben auch ein paar meiner Tomaten bekommen, die freuen sich sicher auch über ein wenig Wachstumshilfe!). Und heute auf dem Flohmarkt schaue ich nach alten Eimern, vielleicht hat ja jemand was rumfliegen, das er nicht mehr braucht, oder gehe nächste Woche mal auf den Markt
Ich melde mich dann nochmal, sobald ich alles zusammen habe und umgesetzt habe, was ihr empfohlen habt! Wird eine schöne Ablenkung und Pausenfüller neben der Bachelorarbeit
Danke nochmal!
Wegen der Eimer klapper ruhig mal abends die Discounter ab, wenn die meisten Blumensträuße verkauft wurden und die Eimer leer dort rumstehen.
Hängt immer bissl vom Verkäufer ab, den man fragt, aber die meisten sind froh, wenn sie die Teile los sind. Werden bei fast allen Ketten eh nur zum Recyclingmülll geschmissen.
(23.06.17, 12:44)Mayapersicum schrieb: Wegen der Eimer klapper ruhig mal abends die Discounter ab, wenn die meisten Blumensträuße verkauft wurden und die Eimer leer dort rumstehen.
Hängt immer bissl vom Verkäufer ab, den man fragt, aber die meisten sind froh, wenn sie die Teile los sind. Werden bei fast allen Ketten eh nur zum Recyclingmülll geschmissen.
Viel Erfolg!
Das mag früher mal so gewesen sein, aber die Zeiten sind vorbei. Da ist überall Pfand drauf, sogar auf die Holzkisten für Obst und Gemüse, selbst wenn die stellenweise schon ausgebrochen sind, und das ist auch gut so.