Ich habe schon seit mehreren Tagen begonnen, zuerst die Blütenstände so jung wie möglich abzuknipsen, die in oder über Mannshöhe kommen. Die werden aller Erfahrung nach nichts mehr bei Freilandanbau. Aber sie zu entwickeln, kostet trotzdem Kraft - also wech damit. Die Blätter lasse ich erstmal noch weiter kommen, aber so etwa 5-8 Blätter oberhalb des letzten Blütenstandes zwacke ich dann auch das ab. Und zwar noch, wenn die Blätter total jung sind, die Schwächung also minimal ist.
Der Grund ist einfach: Zum einen weil eben die Blüten/Rispen unnötig Kraft kosten und zum andern, weil ich in Miete wohne und ich nicht unbedingt mit einem bis an die Decke wuchernden Gründschungel auffallen möchte. Manche Leute sind da iwi komisch.
Kurzum: man sagt zwar, das schwäche die Pflanze, aber ich denke, sie weiterwachsen zu lassen (zumindest im Topf) würde noch viel eher schwächen.
Was die Krankheiten betrifft: Ich finde, dass es da manche etwas zu weit treiben. Eine gesunde Pflanze kann sich sehr wohl auch bei Verletzungen erwehren. Natürlich kann man mit einem Messer, das man erst an einer kranken, und dann an einer gesunden Pflanze ansetzt, Krankheiten übertragen, Aber selbst das ist keine Garantie. Vielmehr sollte man das so betrachten: Wenn man im Bestand bereits kranke Pflanzen hat, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass ALLE Pflanzen unter den gleichen, irgendwie problematischen Hälterungsbedingungen leiden und dann kann tatsächlich der kleinste Verursacher eine Krankheit zum Erblühen bringen.
Ich beobachte die Krankheitsproblematik schon seit Jahren in den verschiedensten Bereichen, seil es bei meiner Aquaristik, bei Pflanzen und natürlich auch bei Menschen. Stress ist die allerhäufigste krankmachende Ursache. Stellt man den Stress ab, hat man auch kaum noch Krankheiten. Denn die sind eigentlich fast IMEMR eh schon da. Man merkt es nur nicht, solange das jeweilige Individuum gesund gehältert und gepflegt wird,
Kurzum: Am Jahresende leiden die Tomaten schon witterungsbedingt. Da einzukürzen kann der Pflanze tatsächlich den Rest geben. Aber wer JETZT bereits den gerade noch identifizierbaren, jungen Leittrieb einkürzt, der hat wenig zu befürchten. Die Pflanze wächst deswegen ja trotzdem noch einen halben Meter weiter und das gesund. Denn jetzt hat sie noch die Konstitution, mit derartigen Verletzungen spielend fertig zu werden. Später oft nicht mehr.
Anbei: Kleine Verletzungen sind eh an der Tagesordnung bei Freilandpflanzen. Der Wind sorgt dafür, dass die empfindlichen Stengel mit den Blättern reiben und das setzt in der Tomate eine Reihe von Reaktionen in Gang, die sich letztendlich auch positiv auf den Geschmack auswirken. Mit ein Grund, warum gekaufte Tomaten aus dem GWH nicht so der Bringer sind. Die werden schlicht nie dazu angeregt, ihre Abwehr in Form von Düften und Aromen und was nicht alles zu aktivieren, bzw. zu intensivieren.
Fazit: Man sagt, 4-6 Fruchtstände können in unseren Breiten reifen, im GWH vielleicht auch 6-8, das weiß ich nicht so genau. Aber im Freiland, bzw. im Kübel kann ich 4-6 Rispen bestätigen. Gewöhnlich werden es 5. Oft sogar nur 4 und 6 eher selten. 6 lasse ich aber meist schon stehen, sofern die Höhe nicht bereits überschritten wurde (alles über Kopfhöhe wird oft nichtmal mehr zum Nachreifen gut). Was dann noch grün bei Frostgefahr ist, nehme ich ebenfalls ab und lasse es nachreifen. Genaugenommen macht die Menge der grünen Tomaten sogar nochmal 50% der reif geernteten Tomaten aus. Mindestens. Und die allermeisten davon schmecken auch allemal noch besser als jede Kaufhaustomate. Denn wie schonmal postuliert: Nicht die direkte Sonne in den letzten Tagen entscheidet über den Geschmack, sondern die viel längere Zeit der Sonnenstrahlung auf das Blattwerk und die Wärme. Die geschmacksrelevanten Grundstoffe werden alle bereits im grünen Stadium eingelagert, ehe in den letzten Tagen die Reifung durch Umwandlung der Säuren stattfindet.
So jedenfalls mein Denken über Einkürzen oder nicht.