Tjaaaa, wo soll ich anfangen.
Zuerst: mit den Temperaturen hat das Problem nur indirekt zu tun.
Ich stimme meinen Vorrednern zu, dass es eine eindeutige Stickstoffüberdüngung ist. (Löffelblättrigkeit durch Übersalzung, Blattfarbe, fehlender Fruchtansatz, spillriger Wuchs)
Du benutzt zusätzlich zum Malt-Dünger (5-1-5), der schon zu hohen Stickstoffgehalt hat und zu wenig K, auch noch Hornspäne.
Ganz schlechte Kombination. Du solltest eher K und auch Mg zu deinem Malt-Dünger zudüngen statt N.
Selbst für sich alleine gerechnet wären schon deine 2 kg Hornspäne zu viel N.
2 kg plus Maltdünger bzw. in diesem Fall 10 kg im Vorjahr sind der Overkill.
Bei normaler Anwendung von Hornspänen gibt man im zeitigen Frühjahr (oder im Herbst zuvor)
Hornspäne 60 g/m² für die Startdüngung bei Starkzehrern
60 x 20 m² = 1200 g
Dann kommt bei der Auspflanzung im Mai nochmal die Folgedüngung von 80g/m²
80 x 20 = 1600 g
Nun wirst Du sagen, zusammen sind das aber doch 2,8 kg.
Ja, aber viel Dünger auf einmal hat nunmal nicht den gleichen Effekt wie Dünger in vernünftigen Abständen.
Das führt nunmal zu Überdüngung.
Hornspäne brauchen mindestens 3 Monate (und ausreichend Feuchtigkeit) um aufgeschlossen zu werden.
Deshalb düngt man normalerweise im Herbst oder sehr frühen Frühjahr den Boden für die Starkzehrer, die im Mai kommen.
Bis dahin ist das Futter dann verfügbar.
Was dann als Folgedüngung zur Auspflanzung in den Boden kommt, steht im Hochsommer, ca. ab August zur Verfügung, wenn die Pflanzen wachsen und fruchten.
Das alles nur zur Information, warum in den Vorjahren deine Pflanzen nicht so schön grün waren, ehe die Hammerdüngung mit 10 kg erfolgte.
Ihnen stand der Stickstoff aus den Hornspänen einfach nie
rechtzeitig zur Verfügung. Durch die gigantische Überdosierung 2018 stand dann - trotz falschem Anwendungs-Zeitpunkt - in der Wuchsperiode mal ausreichend N zur Verfügung (nämlich der Bruchteil der ausgebrachten Menge, der halt schon umgesetzt war).
Bei korrektem zeitlichem Einsatz hätte der N-Gehalt auch in den Vorjahren schon locker ausgereicht.
Dieses Jahr hast Du ein massives Überdüngungsproblem. Verursacht durch:
1) die 10 kg Hornspäne im Vorjahr
2) durch zusätzlich verlangsamte Umsetzung im Boden, da GWH mit deutlich weniger Feuchtigkeitseintrag
3) durch weiter verlangsamte Umsetzung im Boden durch lange Kälte im Frühjahr
4) durch noch langsamere Umsetzung, weil Du mit deiner Art der Bodenbearbeitung jeden Winter alle Mikroorganismen killst und diese für die Umsetzung gebraucht werden.
Punkte 2 bis 4 führen dazu, dass Du erst dieses Jahr die Folgen der massiven Überdüngung aus dem Vorjahr siehst.
Gegen die Überdüngung würde ich sofort mit viel Stroh mulchen, damit N aus dem Boden gezogen wird.
Außerdem seeeeehr reichlich gießen, zum Ausschwemmen in tiefere Bodenschichten.
Außerdem weisen die unteren Blätter Mg- und K-Mangel auf.
Dagegen wirst Du über den Boden jetzt nicht viel machen können, wenn der voller N ist.
Versuche es mit Blattdüngung.
Grundsätzliches zu deiner Bodenbearbeitung: Mit Ausheben von Erde im Winter wird das nie was.
Du hast einen harten Boden und förderst nur noch weiter die Bodenerosion indem Du die eh schon harte Schicht dem Winter aussetzt.
Gleichzeitig haust Du den mit viel Aufwand und Granulat gelockerten Boden jeden Winter kaputt, indem Du seine Struktur durch das Ausgraben zerstörst und auch noch die Mikroorganismen komplett vernichtest. Von den Regenwürmern gar nicht zu reden.
So startest Du jedes Jahr mit einem toten Boden, der erst mal wieder lebendig werden muss.
In meinen Augen kompletter Blödsinn.
Gerade bei einem sehr harten Boden ist es wichtig das Bodenleben zu fördern. Nur ein reiches Bodenleben kann den Boden langfristig lockern und verbessern. Das ist einer der Gründe warum die Humusschicht so wichtig ist und man einfach nie zu viel Kompost einbringen kann in einen schweren Boden.
Regenwürmer z. B. lassen sich grob in 3 Gruppen gliedern.
Die, die wir i. d. R. sehen, leben oberflächlich. Aber eine Gruppe davon lebt tiefer in der Erde und macht nix anderes als senkrecht sehr tief in die Tiefe zu buddeln. Die brauchst Du für deine Bodenlockerung und -belüftung. Dazu dürfen ihre Röhren aber nicht zerstört werden und sie dem Frost ausgesetzt. Genau das tust Du mit dem Bodenabtrag.
Die Mikroorganismen im Boden brauchen eine ungestörte Bodenschicht um sich gut zu entwickeln. Dazu zählen die ganzen Belüftungsstrukturen im Boden und die feinen Kanälchen, die sich im Laufe der Zeit bilden. Auch diese haust Du jeden Winter kaputt.
Da ist es dann kein Wunder, dass es selbst bei massiver Düngung ewig dauert, bis diese deinen Pflanzen zur Verfügung stehen. Ohne Mikros keine Nährstoffumsetzung bei organischer Düngung.
Ich würde ein ganz anderes Vorgehen vorschlagen:
Lavasplit kannst Du einarbeiten so viel Du willst, aber lass den Boden dort wo er ist.
Stattdessen arbeite mit sehr viel Kompost. Immer wieder frischer Kompost oben drauf.
Nicht eingraben, einfach nur aufbringen.
Außerdem: Gründüngung! Viel Gründüngung.
Sobald die Tomaten anfangen abzubauen, spätestens Mitte August würde ich Blaue Lupinen aussäen.
Die brauchen ein Weilchen bis sie auf aufgehen, stören also zunächst mal noch gar nicht bei der Tomatenzucht.
Sie sind aber geniale Tiefwurzler. Die lockern Dir den Boden besser als jeder Pickel. Vor Aussamung abmähen.
Falls es dann noch früh genug im Jahr ist, kannst Du noch Ölrettich aussäen als Wintergründüngung.
Zu Beginn der Tomatensaison, beim Auspflanzen, würde ich Phacelia untersäen. Zum Schutz gegen Austrocknung. Die wurzeln flach, wachsen sehr schnell und lassen sich, auch gut entfernen, wenn sie Dir im Laufe der Saison zu störend werden. Sind gleichzeitig eine Bienenweide. Rausrupfen wenn sie zu hoch werden und als Mulch liegen lassen.
Gründüngung und Bodenbeschattung ist das Beste, was Du für einen harten Boden tun kannst.
Wichtig:
Phacelia kann man überall und das ganze Jahr über aussäen als Gründüngung,
nur nicht auf Kartoffelflächen bzw. wo im nächsten Jahr Kartoffeln stehen sollen!
Ölrettich kann man überall dort einsetzen, wo keine Kreuzblütler folgen.
Lupinen können überall dort gesät werden, wo keine Leguminosen (Bohnen, Erbsen etc.) angebaut werden sollen.