Tomatenanfänger mit Problemen

[lucullus]

Liebe Forumsmitglieder 

dieses Jahr haben wir endlich eine große Terrasse, und wir haben uns sofort ein paar Tomatenpflanzen gekauft / aus Samen selbst gezogen. Es sind unterschiedlichste Sorten.
Wir haben mittlerweile 9 große Pflanzen, die unter einem wunderschönen Tomatendach stehen, das mein Freund selbst gebaut hat. Soweit, so gut.
Leider ringeln sich schon seit mehreren Wochen die neuen Blätter immer ein, obwohl sie sich dann wieder teilweise entfalten.
Die Pflanzen haben erst spät und zögerlich zu blühen begonnen.
Eine Pflanze hat viele kleine weiße Punkte auf den Blättern und ist gelblich. Die daneben hat auch schon helle Punkte!
Heute haben wir auf einer kleinen grünen Marzano auch noch eine Blütenendfäule entdeckt 

Was machen wir falsch?
Die Tomaten stehen südseitig (leider sehr heiß) vor einer Mauer mit kleinem Dach über den Köpfen.
Haben seit 2 Tagen teilweise ein Sonnensegel drüber (für die ärgste Mittagshitze).
Die Erde wurde mit Hornmehl und Kaffeesatz gedüngt. Wir düngen die Tomaten alle 2-3 Wochen mit Tomatendünger (zu wenig?).
Bewässerung ist ab heute auch automatisch, zweil mal pro Tag (Früh/Abend). WIr haben darauf geachtet, dass sie nie wirklich stark feucht wurden.

Habt ihr Tipps für uns, wir sind absolute Beginner.
Wir hoffen wirklich, dass wir diesen Sommer noch ein paar schöne Tomaten ernten können!

Vielen Dank!!
Astrid

[Mayapersicum]

Tja, wo anfangen...

"Nie stark feucht" = falsch!
Tomten - vor allem in Töpfen und vor einer heißen Wand (!) - immer richtig durchdringend wässern. Sie mögen es gar nicht wenn der Wurzelballen zwischendurch komplett austrocknet. Bei den momentanen Temperaturen kann man gar nicht zu viel gießen. Töpfe sind ratzfatz trocken .... und damit auch gleich zu heiß an den Wurzeln.

1) Beschatten. Auch die Töpfe. Soll heißen, irgendwas vor die Töpfe stellen. Sonnensegel den ganzen Tag stehen lassen! Es ist gerade sehr heiß. Miss mal die Temperatur an deiner Wand! Du wirst staunen.
2) Wenn möglich eine Mulchschicht auf die Erde legen: Blätter, Grasschnitt, was halt so da ist. Alles, bloß kein Rindenmulch!
3) Gleichmäßig feucht halten. Nicht austrocknen lassen.

"Blütenendfäule"
Kommt genau davon, dass sie nicht feucht genug haben. BEF ist eine Mangelerscheinung. Es fehlt den Früchten an Calcium. Calcium wird aber in der Pflanze nur durch Wasser vorwärtsbewegt. Zu trocken = Calcium gelang nicht in die Früchte. Bei besonders langen Früchten (z. B. Marzanos, Eiertomaten) sieht man das besonder schnell, weil da auch noch der Weg durch die Frucht lang ist.

"Blätterrollen"
Wenn grüne Blätter sich zusammenrollen und abends/über Nacht wieder aufrollen => Hitzestress. Das ist ein Verdunstungsschutz der Pflanze, die versucht durch Zusammenrollen die Blattoberfläche zu verkleinern. => beschatten und mehr gießen. Dann legt sich das wieder. Ist aber auch nicht schlimm für die Pflanze.

Wenn die Blätter allerdings so welk und braun wie auf den Fotos sind, dann würde ich Spinnmilben vermuten.
Auch die vielen weißen Pünktchen auf den Blättern sind Saugspuren der Spinnmilben. Schau mal mit der Lupe auf die Blattunterseite. Da dürften kleine weiß-rötliche Tierchen sitzen oder ggf. ihre feinen Fäden zu sehen sein.

Die lieben die heiße trockene Luft vor einer Wand. => für viel mehr Luftfeuchtigkeit sorgen.
Z. B. wassergefüllte Untersetzer dazwischen stellen, die tagsüber für Feuchtigkeit sorgen.
Die Wand mal nass machen. Evtl. sogar mal die ganzen Pflanzen einnebeln.
Aber um Himmels Willen nicht die Pflanzen nass machen, wenn die Sonne scheint, sondern frühmorgens (im Schatten) oder abends, wenn die Sonne da weg ist.

Die am stärksten befallenen Blätter würde ich entfernen und in eine Tüte dicht verpackt in die Mülltonne werfen. Du willst die nicht auf dem Kompost und sich dort weiter vermehren lassen.

"Gelbe komplett welke Blätter"
Spinnmilben gehen besonders gern an die ganz jungen Blätter und Triebspitzen. Wenn sie dort sehr stark saugen, werden die Blätter komplett wel und vertrocknen.


"Düngen"
Also bissl Hornmehl und Kaffeesatz ist nicht das, was ich düngen nennen würde. Nicht bei einer Tomate.
Erstens sind Tomaten Starkzehrer = benötigen viel mehr Dünger als z. B. Balkonblumen.
Zweitens ist Hornmehl nur Stickstoff. Eine Tomate benötigt aber vor allem viel Kalium (K), damit sie Blüten und Früchte bilden kann.
Der sparsame Blütenansatz zeigt Dir deutlich, dass es an Futter fehlt.

Wenn Du - wie ich vermute - mit Tomatendünger so ein Flüssigzeug meinst, möglicherweise noch eines von der Öko-Sorte (die sind besonders schwach konzentriert), dann musst Du damit mindestens wöchentlich düngen. Je nach Pflanzengröße sogar 2 mal die Woche.
Bei im Garten ausgepflanzten Tomaten ist das anders. Da können sie metertief wurzeln und sich selbst Nährstoffe besorgen. Im Topf ist viel weniger Platz. Guck Dir doch mal an um wieviel größer die Tomis jetzt schon sind, als der Topf in dem sie wachsen und sie wollen noch hoch hinaus. Im Topf brauchen sie reichlich Futter! (Nein, deine Topfgröße ist schon in Ordnung. Ich wollte nur den Unterschied zu einer Freilandtomate deutlich machen.)

[lucullus]

Liebe/r Mayapersicum,

wow vielen Dank für deine ausführliche Antwort!! Die Spinnmilben sind tatsächlich sichtbar. Wir haben so biologischen Spray gegen Schädlinge, der hilft angeblich auch gegeb Spinnmilben. Wir werden alle deine Anweisungen befolgen. Wie gibt man denn den Tomaten Calcium - kann man da so handelsübliche Tabletten auflösen? Obwohl da ja Süßstoff usw. drinnen ist? Oder besser mit Steinerde?

Herzliche Grüße,
Astrid

[Mayapersicum]

Normalerweise fehlt den Tomaten kein Calcium.
Im Boden  - und in hartem Leitungswasser - ist genügend vorhanden.
Das Problem ist einfach nur der Transport vom Boden in die Pflanze zur Frucht. Da hilft nur gleichmäßiges gießen.

Wenn Du jetzt unnötig viel Calcium in den Boden schaffst, dann überdüngst Du einseitig.
D. h. dann werden andere Nährstoffe im Boden festgelegt durch das Calcium. Das führt dann nur zu weiteren Mangelerscheinungen.

Wenn Du wirklich nachhelfen willst, dann am ehesten mit einer Blattdüngung mit Calcium.
Wobei dieses Mal nicht die Blätter eingesprüht werden, sondern gezielt die Früchte.
Ob Brausetabletten dafür geeignet sind, bin ich nicht sicher. Hängt davon ab in welcher chemischen Form das Calcium darin vorliegt.
Ich würde für eine Blattdüngung dann eher einen richtigen Profidünger verwenden.

Gabi Calcium Obstbaumdünger ist z. B. ein Flüssigdünger für die Blattdüngung mit Calcium.
Oder Du besorgst Dir Calcinit/Kalksalpeter und löst den in Wasser auf.

Gibt es auch im Internet halbwegs günstig, falls kein Gartenmarkt in deiner Nähe ist. Z. B. bei Duengerexperte oder sonstwo.

[lucullus]

Hi,

ok, danke! Wir werden es mal mit regelmäßig gießen und düngen und noch etwas mehr beschatten versuchen.
Haben heute bei der Hitze auch offene Wasserbehälter dazu gestellt 

Nochmal vielen Dank und liebe Grüße,
Astrid