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Ist Maulwurfserde geeignet für den Anbau?
#1
Guten Morgen,
die Frage, ob Maulwurfserde für den Anbau von Tomaten geeignet ist, wird mir manchmal von Gartenbesitzern gestellt, und möchte sie mit einem klaren "Ja!" beantworten, soweit es sich um Schwarzerde handelt.Bei uns in Österreich kommt dieser Bodentyp z.B. im Burgenland vor, in Deutschland in den Börden. Schwarzerde heißt deshalb Schwarzerde, weil dieser Boden wirklich tief-schwarz ist. Er bildet sich dort, wo kalkreicher Löss ansteht. Die auf ihm fußende Vegetation ist typischerweise im Hauptverbreitungsgebiet, dem Steppengürtel der Nordhalbkugel, eine vielfältige Steppenvegetation, von der Regenwürmer, Feldhamster, Ziesel und Steppenmurmeltiere leben. Da es aber in diesen Steppengebieten im Winter sehr kalt ist, bauen sich diese Tiere tief unter der Erdoberfläche weitgehend frostfreie Winterhöhlen und diverse Laufgänge für das Sommerhalbjahr. Das ist für uns wichtig, denn durch diese Grab- und Wühltätigkeit werden die oberen 80 cm des Bodens komplett umgeschichtet und im Laufe der Jahre gleichmäßig durchmischt. Diese Homogenisierung des Bodens nennt der Fachmann übrigens Bioturbation. Tiefgehende Gänge werden im Laufe von Jahren mit humosem Material von der Oberfläche gefüllt, z.B. nach Regenfällen, von den Bodenlebewesen ein- und umgearbeitet. So entsteht, auch in der Tiefe der Schwarzerde, ein ganz wunderbar nährstoffreicher Boden. Auch im heißen Sommer der kontinentalen Steppengebiete ziehen sich die Tiere immer wieder in den schattigen Schutz der gegrabenen Gänge zurück, bauen das Gangsystem weiter aus und schichten das Erdreich dabei um. Auch der Maulwurf spielt eine große Rolle bei der Bioturbation und in meiner russischen Heimat heißt der Maulwurf Krot. Wenn der Maulwurf mal einen tiefreichenden Gang aufgibt, oder er wird vom Greif erbeutet, dann füllen sich die Gänge nach und nach mit Humus von der Oberfläche. Die mit Humus gefüllten Gänge des Krots nennen wir deshalb auch Krotowinen. LG Anna
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#2
Anna ergänzt: Ergänzend kann ich noch zu meinem obigen Beitrag hinzufügen, dass Schwarzerde zu den ertragreichsten Böden gehört, denn der Nährstoffgehalt ist sehr hoch, das Mikro-Bodenleben ist ausgeprägt, der Humusgehalt liegt in Österreich etwa bei 5-7%, im Steppengürtel Russlands bei 10 - 14%. Das ist bemerkenswert viel. Die Feinporigkeit ist übrigens sehr ausgeprägt: Feinporen sind der Ort, wo die Hauptnährstoffe und Spurenelemente von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden. Aber auch die Grobporigkeit ist sehr charakteristisch und führt zu einer guten Drainage des Bodens. Die mittelgroßen Poren der Schwarzerde speichern Wasser, sodass es bei Bedarf pflanzenverfügbar ist. Der dunkle Boden erwärmt sich natürlich sehr schnell, Bodenlebewesen sind daher in der hochkrümeligen, hochtonhaltigen Schwarzerde überaus aktiv und ausschlaggebend für die hohe Bodenfruchtbarkeit: In Russland, aber auch z.B. im dem meiner Heimat benachbarten Kasachstan, wird auf Schwarzerde v.a. Weizen angebaut. Gleiches gilt für den Corn Belt in Amerika. LG Anna

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#3
Hallo,
Bei uns hier nehmen Wir die Erde von den Hügeln der Blindmaus. Hat den Vorteil, dass man nur 2 Hügel braucht und schon hat man eine Schubkarre voll. Nach dem Winter ist diese Erde fast Pulverisiert und eignet sich hervorragend für alle Verwendungszwecke. In Verbindung mit etwas Sand sehr gut als Anzuchterde geeignet.. Allerdings können sich in der Erde Sämereien befinden, man muss es also immer im Blick behalten.

LG Baer62
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#4
Ich möchte noch ergänzen, dass die Schwarzerde aufgrund des hohen Humusgehaltes bis in 80 cm Tiefe für Tomatenpflanzen nicht unbedingt zusätzlich gedüngt werden muss. Der Boden der Magdeburger Börde erreicht die Bodenpunktzahl 100 und damit den Maximalwert. Gerade für diejenigen, die ganz natürlich anbauen wollen, und nahe von Schwarzerden wohnen (deutsche Börden/österr. Burgenland/Puzsta in Ungarn), ist das sicher interessant. Die Bauern werden netten Tomatenliebhabern sicher Erde gegen ein Dankeschön-Geschenk abgeben. Wenn man mit Schwarzerde kultiviert, sollte man sich allerdings bei der Tomatenernte nicht über die Fruchtgewichte wundern!
LG Anna
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#5
Ich sehe die Verwendung von Maulwurfserde etwas eingeschränkt. Die Anzuchterde ist speziell auf die Vermehrung und Aufzucht von Jungpflanzen und deren Ansprüche abgestimmt und enthält alle für den gesunden Wurzel- und Pflanzenaufbau benötigten Nährstoffe. Die Maulwurfserde ist zwar auch sehr lockere Erde. Die Zusammensetzung der Maulwurfserde ist aber von Gegend zu Gegend unterschiedlich und bestimmt nicht optimal für die Pflanzenaufzucht. Als Blumenerde ist die Maulwurfserde zum Großteil einsetzbar. Ich habe auch schon lehmige Maulwurfserde gehabt, die würde ich nicht als Blumenerde verwenden. Die Maulwurfserde hat den Vorteil, sie kommt aus tieferen Erdschichten. Da ist der Anteil an Bodenlebewesen sehr gering.

LG Chris
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#6
[quote='Chris Arndt' pid='95839' dateline='1486318339']
Ich sehe die Verwendung von Maulwurfserde etwas eingeschränkt. Die Anzuchterde ist speziell auf die Vermehrung und Aufzucht von Jungpflanzen und deren Ansprüche abgestimmt und enthält alle für den gesunden Wurzel- und Pflanzenaufbau benötigten Nährstoffe. Die Maulwurfserde ist zwar auch sehr lockere Erde. Die Zusammensetzung der Maulwurfserde ist aber von Gegend zu Gegend unterschiedlich und bestimmt nicht optimal für die Pflanzenaufzucht. Als Blumenerde ist die Maulwurfserde zum Großteil einsetzbar. Ich habe auch schon lehmige Maulwurfserde gehabt, die würde ich nicht als Blumenerde verwenden. Die Maulwurfserde hat den Vorteil, sie kommt aus tieferen Erdschichten. Da ist der Anteil an Bodenlebewesen sehr gering.

LG Chris
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Guten Morgen! Als Primärsubstrat für Tomatenpflanzen nehme ich den Tschernosem (Schwarzerde) klarerweise nicht, da zu nährstoffreich, nicht keimfrei und durchsetzt mit Samen der autochtonen oder angewehten Flora. Deshalb, bitte meine obenstehenden Aussagen daraufhin noch einmal überprüfen, habe ich den gutgemeinten Tipp gegeben, Tschernosem als Sekundärsubstrat zu verwenden. Anzuchterde in Gärtnerqualität ist (soweit es sich nicht gleichzeitig auch um Pikiererde handelt) fast frei von Nährstoffen, da der aus dem Tomatensamen hervorkommende Keimling in den ersten Tagen alle für seine Entwicklung benötigten Nährstoffe aus dem Endosperm (bitte googlen, falls unbekannt) des Samens bezieht. Anzuchterde dient damit nicht der Ernährung des Keimlings, sondern sichert ihm einen weitgehend sterilen Anzuchtplatz, schützt damit sozusagen vor "Baby"- Krankheiten wie Pilzinfektionen (z.B. Umfallerkrankheit, Stängelfäule). Zusätzlich ist die lockere Erde sehr geeignet für die Entwicklung eines guten Wurzelwerkes des Keimlings bzw. der Jungpflanze, denn die Pflanze spürt die Nährstoffarmut des Primärsubstrates und damit die kritische Überlebenssituation, die mit dem Aufbrauchen des Endosperms entstehen würde, wenn es den Wurzeln nicht gelänge, bis dahin Nährsalze aufzuspüren.
Man liest immer wieder, so auch im zitierten Beitrag, dass Maulwurfserde arm an Lebewesen sei. Gerade für den Tschernosem trifft das nicht zu. Durch Bioturbation kommt die Erde der Maulwurfshügel, wie beschrieben, nicht nur aus der Tiefe, sondern zu einem erheblichen Teil aus der oberflächennahen Oberboden-Zone. Das Besondere am Schwarzerdeboden ist eben, dass seine Humusschicht (und damit auch die Mikro-Lebewesen) bis 80cm Tiefe reicht und teilweise sogar noch tiefer. Die oben beschriebenen Eigenschaften der Schwarzerde führen eben dazu, dass die Schwarzerdezonen der Erde fast ausnahmslos hochertragreich landwirtschaftlich genutzt werden. Deshalb habe ich meine obigen Beiträge ausschließlich auf die Schwarzerde bezogen.
Weiter oben (Baer22) wird beschrieben, dass die Erde der großen Wurfhügel der Blindmaus, die in Europa allerdings in schwindenden Beständen kaum mehr vorkommt, auch als Anzuchterde, also als Primärsubstrat, mit gutem Erfolg genutzt werden kann. Das fand ich sehr interessant, ist aber den speziellen, und im Vergleich zum Tschernosem völlig anderen, Bodeneigenschaften im Lebenraum dieser Blindmausart geschuldet.
LG Anna

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#7
Also meine Maulis buddeln keine Schwarzerde hoch, sondern Pseudogley.
Unter meinen 5 cm Humus ist hier in der Regel ein fahlgelber fetter Lehm, der sich hervorragend für Ziegel oder Töpferware eignet...:tongue1:

Ergo lasse ich den Maulis ihre Haufen und pflanze meine Tomaten in selbstgesiebten Kompost...

Liebe Grüße, Mechthild
Erst wenn die letzte Fichte verdorrt, der letzte Fluss vertrocknet und der letzte Schmetterling vergiftet ist, werdet Ihr feststellen, dass man Subventionen nicht essen kann.

Frei nach dem alten nativen Stammesführer
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